Lieblingsstücke – Kalligrafie – Klassik und Moderne
Kalligraphie, die Kunst des schönen Schreibens, ist so alt wie die Geschichte der Schrift selbst. Bis heute erfreut sie sich großer Beliebtheit und obwohl handschriftliches Schreiben immer mehr und mehr zurückgedrängt wird, erst vom Buchdruck und jetzt vom Schreiben am Computer und Smartphone.
Kalligraphie allein auf eine schöne Handschrift zu reduzieren, käme ihr nicht gerecht, denn hinter der Kunst des Schönschreibens von Hand verbirgt sich deutlich mehr: nämlich auch eine Kunstform.
Wenn wir heute an eine schöne Handschrift denken, dann werden in der Regel Erinnerungen wach: an die erste Klasse in der Schule, in der wir gelernt haben, handschriftlich zu schreiben. In einem sehr weiten Sinne ist das zwar mit Kalligraphie vergleichbar, doch tatsächlich lernten wir nur, leserlich zu schreiben.
Doch das ist genau dieser Aspekt, der bei einer Definition von Kalligraphie besonders hervortritt. Beschreiben lässt sie sich als Schriftkunst oder Schönschreibkunst. Im Kern geht es 2der Kalligraphie nicht nur ums Schreiben selbst, sondern um das Setzen von bestimmten Formen, von Gestaltungsmitteln, um Verzierungen. In alten Dokumenten findet sich dies vor allem in den Titeln von Werken und von Kapiteln wieder, deren Buchstaben überaus reichhaltig verziert wurden und wahren Bildern glichen. Wobei das Bildhafte der Kalligraphie in islamischen und jüdischen Schriften noch stärker hervortritt als im Christentum und in Europa.
Wer sich heute mit Kalligraphie beschäftigt, hat natürlich nicht in erster Linie im Sinn, die Bibel abzuschreiben. Die moderne Kalligraphie ist ein Hobby wie etwa das Zeichnen von Aquarellen oder Ölgemälden. So kann ein jeder Kalligraphie lernen. Und paradoxerweise ist es ausgerechnet das Internet mit seiner Automaten-Schrift, dass Anleitungen à la „Kalligraphie für Einsteiger“ bietet.
Von Anleitungen und Videos zum Selberlernen über fertige Kursangebote findet man alles, was man braucht, um Kalligrafie zu erlernen. Materialien wie Linienpapier und Federn fürs Schreiben lassen sich problemlos bestellen. Und das Beste: Es wird versprochen, das jeder ganz allein zuhause sich die Kunst des Schönschreibens erarbeiten kann.
Sicherlich ist das richtig, aber es verhält sich mit der Kalligrafie wie mit jeder Form der schönen Künste: Es braucht entweder viel Talent oder jede Menge harter Arbeit, um gut darin zu werden. Am einfachsten und schönsten ist es aber sich Tipps und Tricks in einer Gruppe oder Gemeinschaft durch persönliche Anleitung mittels Kursleiter:In zu erwerben.
Bleibt am Ende eigentlich nur noch die Frage: Wieso erlebt die Kalligraphie in der heutigen Zeit, in der wir mit dem Computer auf zahllose Schriftarten zugreifen können und in punkto Gestaltung von Dokumenten vor einer schier unendlichen Auswahl an Gestaltungsmustern und -mitteln stehen, eine so große Renaissance? Wieso machen wir uns die Arbeit, in mühevoller Handarbeit etwas aufs Papier zu zaubern, was eine Software und der Drucker uns in einem Bruchteil der Zeit erstellen könnten?
Für mich ganz einfach: weil die Kalligraphie uns aus unserem hektischen Alltag herauszureißen kann und in eine andere, ruhigere Zeit mitzunehmen vermag. Sie ist ebenfalls ein Mittel zum Ausdruck. Je nach Gefühlslage werden die Buchstaben und Bilder auf das Papier gebracht. Mein Lehrer Herr Rendschmidt pflegte immer zu sagen: „Ihr müsst versuchen, das Blatt spannend gestalten“:
Außerdem für mich immer wieder eine Möglichkeit ein individuelles und persönliches Geschenk zu erstellen
Wie seinerzeit im Skriptorium der Klöster, wo emsige Ruhe herrschte, hilft die Kalligraphie uns auch heute noch, den Stress um uns herum zu vergessen und in eine Art meditative Konzentration einzutreten. Wie für manche die Musik und für andere die Malerei, ist die Kalligraphie für alle, die gern handschriftlich scheiben, ein Mittel, um im Alltag abzuschalten und in eine ganz andere Welt einzutauchen.
Die Kunst des schönen Schreibens !!
Vielen Dank